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Arslanas Bilder sprechen simultan auf verschiedenen Ebenen. Bewusst prallen in seiner Kunst Stilelemente unterschiedlicher Epochen aufeinander und ergeben eine lebendige, neuartige Verquickung formaler und inhaltlicher Art. Das Spiel mit malerischen Techniken ist hierbei ein wesentliches Kriterium.
Die schrille, intensive Farbpalette der
großformatigen Bilder erinnert unmittelbar an die 1950er Jahre und evoziert
darüber hinaus Eigenschaften der gegenwärtigen Computermalerei.
Ein grafisches Raster legt die Formen der Farben zugrunde. In dieser Grafik
manifestiert sich der Wunsch nach Orientierung und Ordnung - und hieran
konstruiert der Künstler chromatische Farbräume, die sukzessive und
experimentell entstehen. Trotz des Eindruckes, dass hier Kalkül und Geometrie
die Bilder bestimmen, wird der intuitive Impuls, der für Arslanas Bildfindungen
so wichtig ist, spürbar. So werden Assoziationen zu dem Informel der
Nachkriegszeit wachgerufen, das aktionistisch und aus dem Gefühl heraus
entwickelt wurde.
In neueren Arbeiten werden diese grafisch
angelegten Farbmalereien mit Aktdarstellungen verwoben. Arslana lässt sich hier
durch biblische Frauengestalten des alten Testaments wie Judith oder Salomé
inspirieren. Durch das Schemenhafte der angedeuteten menschlichen Figur, die in
ihrer Transparenz dennoch rundplastisch aufgefasst sind, durchdringen sich die
Malschichten gegenseitig.
Einzelne Lasuren lassen die Bildelemente leicht und schwebend erscheinen und
geben zugleich den Blick frei in tiefer liegende Räume. So ergibt sich nicht
eine deutliche Präsenz der Figur vor einem farbigen Hintergrund, sondern ein
inhaltliches und formales Gleichgewicht - ein Balanceakt zwischen Figürlichem
und Ornamentalen. Es entsteht eine Bewegung innerhalb der Bilder, die von den
pulsierenden Farben angetrieben wird.
In diesem Netz von malerischen Bezügen gelingt es dem Künstler, zusätzlich eine Brücke zur alten, barocken Malerei zu schlagen: Die Überlagerung von unzähligen Lasuren erinnert stark an die traditionelle Malweise von „Las Meninas" des spanischen Hofmalers Velazquez im 17. Jahrhundert, bei der die Intensität der Farben in den hinteren Bildraum Schritt für Schritt abnimmt und allmählich in Grautöne übergeht. Auch die Craquelé-Bildung, die von Arslana absichtlich beschleunigt in Gang gesetzt wird, spielt hier auf die alte Malerei an.
Neno Arslana untersucht die Malerei in ihren grundlegenden Eigenschaften, Techniken und Themenstellungen. In der Vielschichtigkeit seiner Gemälde kommt dies stets erneut zum Ausdruck.
Anne Rodler M.A., museum kunst palast, Düsseldorf 2002